Sechs Monate auf der anderen Seite des Atlantiks – und was habe ich gelernt?


1. Die Sache mit der Mission. Nein, ich rede hier nicht von einer aufgepfropften Firmenmission. Sondern von etwas, was ihr wirklich, wirklich wollt – so wie für mich dieses halbe Jahr in der Ferne. Das war meine Mission, mein Lebenstraum, ein Leben lang hab’ ich darauf gewartet. So eine Mission holt das Beste aus euch heraus. Sie wirkt wie ein Magnet auf andere Menschen, weil die eure Energie spüren.

Was ich gelernt habe: Eine Mission zieht euch nur so lange, so lange sie nicht erfüllt ist. Die ersten Tage in Kanada war ich noch euphorisiert. Aber kaum dass ich mich eingelebt hatte (ging schnell), wurde sie schwächer. Und bald war alles selbstverständlich.

Was hilft: Sich immer wieder die höhere Ebene vor Augen halten, den großen Traum, vor allem bei Krisen. Sonst verliert die große Karotte schnell an Kraft.


2. Die Aufgabe.
Im Urlaub faul zu sein ist super. Auf einer so langen Reise nicht. Da braucht ihr konkrete Ziele und Aufgaben. In meinem Fall waren das:

  • einem Familiengeheimnis auf die Spur kommen (lange Geschichte, done)
  • ein Buch darüber schreiben (done, eben fertig geworden 😊)
  • aus den Augen verlorene kanadische Freunde wiederfinden und sie fragen, was sie mit ihrem Leben gemacht haben (yesss!)
  • mit allen wichtigen Menschen daheim Kontakt halten (einen verloren)
  • alle meine Kunden halten und ihre Aufträge aus der Ferne genauso gut abwickeln wie von daheim (schaut gut aus)
  • Blog und Homepage mit Leben füllen (das habe ich bisher immer nur für meine Arbeitgeber gemacht. Ich wollte es einmal für mich selbst machen, done)
  • Selbstexperiment: herausfinden, was langes Alleinsein mit mir macht (ehrlich: Das hab‘ ich mir lustiger vorgestellt)
  • und natürlich mir Kanada vertraut machen, neue Freunde finden, mir beweisen, dass ich auch hier „überleben“ kann (done 😊).


3. Die Hürden. Es geht immer etwas schief. Aber nie das, worauf ihr vorbereitet seid. Ich etwa war seelisch darauf eingestellt, mir Corona einzufangen und es mutterseelenallein auskurieren zu müssen. Oder von bösen Menschen ausgeraubt zu werden (die gibt’s auch in Kanada). Nichts davon ist passiert, stattdessen musste ich acht Tage ohne Geld überleben (ihr erinnert euch, die Kreditkartensperre? Hier ist der Link) Diese Sache ist nicht spurlos an mir vorbeigegangen. Ich bekomme noch heute Magenkrämpfe, wenn meine Karte nicht auf Anhieb funktioniert.

Stellt euch also auf Hindernisse ein. Mir hat ein Buch geholfen, das einer meiner Vermieter geschrieben und mir geschenkt hat, das Kapitel über Resilienz. Die werden wir alle diesen Winter brauchen. So gesehen bin ich gut trainiert.

Vielleicht fallen mir ja noch ein paar Erkenntnisse ein. Dann liefere ich sie nach. Für diesmal habt ihr genug Stoff zum Nachdenken.

Mein letzter Sonnenuntergang in Vancouver.
Mein letztes Ahornblatt.
Meine letzte Zwischenlandung.
Wieder daheim!

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