Warum die Zeit des Sandwich-Feedbacks vorbei ist.

Es gab einmal eine Zeit, da war das Sandwich-Feedback revolutionär. Ihr wisst schon, dem Gegenüber nicht die ungeschminkte Kritik ins Gesicht knallen, sondern sie „wertschätzend“ zwischen zwei Weckerlhälften verstecken: unten eine, wie sehr man den Anderen schätzt, in der Mitte das sorgfältig eingepackte Feedback-Laberl und oben noch eine Weckelhälfte, wie schön doch die Zukunft sein wird, wenn er/sie das Gewünschte umsetzt.

Leider durchschauten die Gefeedbackten die Formel schnell. Startet heute jemand einen Satz mit „Wir arbeiten so gern mit dir zusammen…“, wissen sie, dass gleich eine Wuchtel in Form eines „Aber…“ kommt. Vorschriftsgemäß reagieren sie lernwillig und dankbar für die Entwicklungschance. Ärgern tut es sie trotzdem. Es ist eben doch Kritik.

Das Sandwich hielt sogar Einzug ins Privatleben. Kürzlich erzählte mir ein Vertreter der Gen Z, mittels Sandwich aus seiner Online-Gaming-Gruppe gekickt worden zu sein.

Erste Verwarnung: „Wir mögen dich als Mensch sehr, aber dein Spielstil ist so… Wenn du den änderst, haben wir alle wieder mehr Spaß.“

Zweite Verwarnung: „Du bist so ein netter Kerl, aber beim Spielen bist du so… Wenn du das nicht änderst, müssen wir…“

Der Bursche hatte die Botschaft schon beim ersten Mal verstanden. Er ging von selbst. „Weißt du“, bedauerte er, „wir sind doch Freunde. Sie hätten es mir klipp & klar ins Gesicht sagen können. Stattdessen haben sie sich hinter diesen Floskeln versteckt. In der Sache hatten sie recht. Aber ihre Masche war so durchsichtig. Deswegen habe ich auf stur geschaltet!“

Das Feedback-Sandwich war mal eine gute Idee. Jetzt hat es sich totgelaufen. Wie wär’s mit in-die-Augen-schauen-und-ehrlich-sein?


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