Niagara und andere Katastrophen

Kaum verlässt der Zug Toronto in Richtung Niagara Falls, ziehen die Wolken zu. Und mein iPhone teilt mir mit, dass es gehackt wurde.

Gerade war es noch schön. Ein bissl kalt vielleicht, ein bissl windig, aber schön genug, um zu den Niagara Fällen zu fahren. 140 Kilometer mit Zug und Bus sollten kein Problem sein.

Nach ein paar Kilometern wird der Himmel ein wenig dunkel. Vor dem Fenster macht der Ontario Lake auf sturmgepeitschte See. Blick auf das Handy, um den Wetterumschwung zu checken – da teilt es mir mit, dass es gehackt wurde.

Unschön. Schon kommt die nächste Meldung, diesmal von Apple Security. Die Hacker haben meine Identität enthüllt und werden Browserverlauf samt Fotos an meine Kontakte schicken.

Sehr unschön. Ich soll auf einen Link klicken, der mich zum Apple Store führt. Eine Sicherungsapp kann alles wiederherstellen.

Schon schwebt mein Finger über dem Link. Wie hilflos ich ohne Handy wäre! Reisen ohne Smartphone geht gar nicht mehr. Ich werde klicken.

Im letzten Moment sende ich doch lieber einen Hilfeschrei an meine Mädels in Wien. Mutter in Not, please help! Sekunden später geht es in der Familiengruppe rund, sie hinterfragen die Nachrichten, googlen, lassen mich Verläufe löschen, von deren Existenz ich nicht mal wusste. Und vor allem: Mama, klicke nie auf fremde Links. Weil wenn du noch wo klicken sollst, dann haben sie dich noch nicht. (An dieser Stelle ein dickes Danke an meine Mädels. Ihr seid meine Heldinnen. Nicht zum ersten Mal.)

Als mein Handy wieder clean ist, regnet es.

In Niagara Falls angekommen schüttet es bereits. Mein Schirm schafft das nicht, ich kaufe mir eine Ganzkörperregenhaut und schwimme in einem Sturzbach die Hauptstraße hinunter zu den Wasserfällen. Die Regenhaut hilft nichts, im Nu bin ich waschelnass.

Am Ende der Straße, bei den im Regen versinkenden Wasserfällen, kommt Schnee dazu und es pfeift ein hässlicher Sturm. Ich flüchte in ein Burger-Restaurant, der Kellner (der mich “Honey” nennt) setzt mich sofort unter einen Heizstrahler und dreht ihn hoch.

Ein Gutes hatte die Sache doch: Wo sich sonst tausende Besucher drängen, war ich an diesem Tag die einzige. Die Niagara Fälle haben mir gehört.

Zurück in Toronto war es gerade bewölkt.

Das im Hintergrund sind die Niagara Fälle. Das in meinen Haaren ist Schnee.
Das ist der Ort Niagara Falls, eine Art Wurstelprater. Aber im Regen ist alles hässlich.

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