Gesetzesänderung: Kein Master ohne Bachelor

Klingt logisch, aber in der Praxis gab es Schlupflöcher. Deshalb brodelt es an Österreichs Universitäten. Mit Folgen für künftige Studierende.

Medial hört man kaum davon. Es steht eine Gesetzesänderung vor der Tür, die vor allem Privatuniversitäten und Postgraduate Center betrifft. Dieses Sommersemester (ab März 2023) ist die letzte Chance, ein Masterstudium zu beginnen, ohne einen Bachelor-Titel mitzubringen. Ab dem Wintersemester (ab Oktober 2023) muss man den vorweisen. Hintergrund ist wieder einmal das Bologna-System, das europaweit gleiche Bedingungen schaffen will. Eh gut.

Jetzt kommt das Problem: Bislang richteten sich Privatunis und Postgraduate Center ausdrücklich nicht an junge Erststudierende (vulgo Maturanten). Dort inskribierten Menschen jeden Alters, die einschlägige Praxis belegen und einen vier- bis fünfstelligen Betrag auf den Tisch legen konnten. Reguläre Erststudien kosten bekanntlich nur die ÖH-Gebühr von 363,36 Euro pro Semester.

Für diese Häuser ist das neue Gesetz ein GAU (kein Super-GAU, weil sie es letztlich schaffen werden. GAU ist schlimm genug.) Auf einmal müssen sie Bachelor-Studiengänge aus dem Boden stampfen, die 180 ECTS-Punkte wert sind. Auf die müssen sie ihre bestehenden Master-Curricula (120 ECTS-Punkte) abstimmen, also ebenfalls ändern. Klingt easy, ist es aber nicht, weil die Richtlinien dürftig sind, die Zeit drängt und solche Prozesse dauern.

Müßig zu erwähnen, dass es kaum Budget gibt, aber hohen Erfolgs- und Gewinndruck. Stellt euch ein Postgraduate Center vor, das bislang vor allem MBA-(Master of Business Administration-)Lehrgänge anbot und sich um die Vorbildung kaum kümmern musste. Nun muss es seine Interessenten selbst zu Bachelors ausbilden und macht damit seiner Hauptuni Konkurrenz. Oder stellt euch eine Privatuni vor, die bislang erfahrene Professionals ohne akademischen Unterbau mit knackigen Mastertiteln lockte. Welcher Professional hat schon Lust auf fünf Jahre Studium? (An Abkürzungen wird natürlich emsig gefeilt.)

Nun gibt es in der Wirtschaft das Buzzword der eingerissenen Silos. Runter mit den Zäunen, zwischen den Abteilungen und zwischen den Unternehmen, Stichwort Coopetition. Man setzt sich zusammen und stemmt das Ding gemeinsam. In der hehren Welt der wissenschaftlichen Lehre gibt es das nicht. Hier verteidigt man seine Silos, zwischen den Instituten und zwischen den Häusern. Silos gehören zur universitären DNA. Zusammenarbeiten, die uneindeutigen Regeln gemeinsam interpretieren und einen für alle gültigen Leitfaden erstellen? So weit sind wir nicht.

Für Master-Interessenten ohne Bachelor-Unterbau lautet die Botschaft: Tummelt euch mit dem Inskribieren. Der März ist bald da.



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