Wie die Welt vielleicht zu retten ist. Lasst mich hoffen

Ich hatte schon immer etwas gegen das Dogma, wonach die Wirtschaft stetig wachsen muss. Am Austrian Innovation Forum habe ich einen guten Gedanken gehört. Er stammt vom Berliner Unternehmer Hanno Burmester.

Mehr Umsatz, mehr Gewinn, mehr Konsum, mehr Land versiegeln, mehr Häuser bauen, mehr Kühe halten, mehr CO2 ausstoßen… Die meisten Menschen wiegen sich in der Illusion, die Natur werde das schon aushalten. Ein bisschen mehr Mülltrennen, sonst alles wie gehabt.

Es gibt ehrbare Ansätze, das zu ändern. So wie den des Nachhaltigen Wirtschaftens. Da behandeln Unternehmen ökonomische, soziale und ökologische Ziele gleichrangig. Gut gemeint, aber es genügt nicht mehr. Oder es treibt seltsame Blüten wie der Ablasshandel mit CO2-Zertikaten.

Am Austrian Innovation Forum habe ich einen radikalen, aber nachdenkwürdigen Ansatz gehört. Er stammt vom Berliner Unternehmer Hanno Burmester. Der dreht mit seiner Concious Innovation die Logik des Nachhaltigen Wirtschaftens weiter: Was immer ein Unternehmen/eine Organisation/ein Privatmensch tut, ganz obenauf steht das Ziel, dass sich damit zuallererst die Erde regenerieren, Leben und Biodiversität zurückkommen, die Klimaziele erreicht werden müssen. Erst darauf baut man ein Geschäftsmodell auf.

An drei Beispielen:

  • Das britische Knepp Estate war schwer defizitär. Mit Viehwirtschaft, Obst- und Gemüsebau war es nicht mehr zu erhalten. Man hätte es nur noch intensiver bewirtschaften können, mit noch mehr Dünger, noch mehr Vieh. Stattdessen ließ man es verwildern. Bäume wucherten, Büsche und Wildpflanzen breiteten sich aus, Hirsche, Rehe und Hasen kamen zurück. Geschäftsmodell: Heute lebt man gut vom Verkauf von Wildfleisch und ein wenig Ökotourismus.
  • In Kolumbien wird Kaffee in großen Monokulturen angebaut. Für die wird erst mal viel Wald abgeholzt. Aus Effizienzgründen erntet man diese Riesenfelder auf einmal ab, egal wie reif die Bohnen sind. Eine Initiative durchleuchtete diesen Prozess und kickte erst mal 15 (!) Zwischenhändler raus, die alle mitschnitten. Kein Wunder, dass für die Bauern nichts blieb. Dann ließen man den Wald zurückkehren und pflanzte wieder Kaffeestauden zwischen den Bäumen (da kamen sie ursprünglich her). Dank der weggefallenen Zwischenhändler bekommen die Bauern jetzt genug zum Leben und werden angespornt, nur die wirklich reifen Bohnen zu ernten. Die sind nämlich Premiumqualität.
  • Ein nicht landwirtschaftliches Beispiel: Laut Burmeister fördert die Deutsche Förderbank nur mehr Unternehmen, deren Geschäftsmodell einen Beitrag zu den Pariser Klimazielen leistet. Pech für die anderen.

Mir gefällt dieser Ansatz. Wie sagte schon Friedensreich Hundertwasser so schön: “Wenn man vor dem Abgrund steht, dann ist der Rückschritt ein Fortschritt.” Das Dogma des stetigen Wachstums aufzugeben mag ein Rückschritt sein. Zu überleben ist ein Fortschritt.

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