Elon Musks Rakete ist Minuten nach dem Start explodiert. Hurra, wir haben etwas gelernt, haben seine Leute gejubelt.

Als die ersten Start-ups aufkamen, habe ich mich nur mühsam an deren Begeisterung fürs Scheitern gewöhnt. Ich stellte mir eine Oma vor, die ihrem Enkel ihre Lebensersparnisse für seine tolle Geschäftsidee anvertraut. Ein paar Monate später ist alles futsch. „Aber Oma, ich habe doch so viel gelernt!“, frohlockt er. Ich bezweifle, dass sie das auch so sieht.

Dann hörte ich, dass im Silicon Valley nur Gescheiterte die wirklich tollen Jobs bekommen. Weil wahre Helden schon mindestens einen Karren an die Wand gefahren haben. Ich habe daraufhin an meiner Einstellung gearbeitet. Wirklich. Bin auf Fuck-up-Nights gegangen, habe mir die Teflon-Attitüde meist juveniler Gründer gegeben, die Investorengeld und Förderungen verbrannten. „Wir haben alle Auflagen erfüllt“, zuckten sie die Achseln. Da war kein Bedauern.

Gestern ist Elon Musks Spacex-Rakete explodiert. Kontrolliert gesprengt, hörte ich in den Nachrichten, ein paar Triebwerke hätten versagt. Wie reagierten seine Leute? Sie jubelten. Weil sie gerade so viel lernten.

Leute, für mich habt ihr eine Grenze überschritten. Zum Ersten: Elon Musk und sein kongenialer Milliardärskonkurrent Richard Branson basteln an phallusförmigen Spielzeugen, die sie ins All schießen, vorgeblich just for fun. In Wahrheit, weil sie nicht mehr an diesen Planeten glauben und einen neuen suchen. Dass sie dem alten mit der Herstellung einer einzigen Rakete, mit deren Start und Sprengung mehr schaden als Europa je mit Mülltrennen und Radfahren wiedergutmachen kann, ist ihnen wurscht.

Zum Zweiten: Sie hätten bei der NASA nachfragen können. Die bringt ihre Raketen meist sicher ins All und wieder zurück. Gehört Kooperieren und von-anderen-Lernen nicht auch zu den Entrepreneurstugenden?

Zum Dritten: Elon soll mit seinem Geld machen, was er will. (Wobei: Wie er Twitter zugrunde richtet, wirkt ebenfalls ein wenig hormongetrieben. Aber das ist eine andere Geschichte.) Ich meine nur, dass die Millionenkosten dieses jüngsten Lern“erfolgs“ jede Relation übersteigen. Macht es lieber gleich richtig.

Das würde auch Elons Oma sagen.

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