In meiner Vorstellung entwickeln wir uns in Pendelbewegungen weiter. Ein Pendel bewegt sich von einem Zustand in die Gegenrichtung und wieder zurück, diesmal aber – Spezifikum der Wirtschaft – mit einem kleinen Drall.

Ein einfaches Beispiel: In meinem früheren Leben war ich Marketingverantwortliche bei einem Personaldienstleister. Wir hatten Filialen zur Vermittlung von Angestellten und Filialen zur Vermittlung von Arbeitern. Beide liefen super. Auf Geheiß der US-Mutter mussten wir sie zusammenlegen. Zwei Jahre später sollten wir sie wieder auseinanderreißen, weil die US-Kollegen dahintergekommen waren, dass sich Manager und Hilfsarbeiter nicht im selben Warteraum begegnen wollten. Als kleine Änderung servicierten wir in den neuen White-Collar-Filialen nun auch hochbezahlte Spezialisten, etwa Techniker und IT-Experten. Wieder ein paar Jahre später ließ man uns die Filialen aus Kostengründen wieder zusammenlegen. Und so weiter.

Dasselbe können wir auch im Großen spielen. Stichwort Medikamentenmangel: erst lokale Produktion, dann Outsourcing/Globalisierung, weil’s in China billiger ist, dann Insourcing/Re-Lokalisierung, weil China nicht liefert. Prinzip klar?

Das war die Vorgeschichte. Jetzt komme ich zu Tristan Horx (29). Der hat mir die Augen über die Generation Z (geboren 1995-2010) geöffnet. Dass das nämlich keine schillernden Schneeflocken sind, sondern ein Pendel.

Nämlich: Die Babyboomer (1945-1964) waren wohl die letzten, die klar zwischen Arbeit und Freizeit trennten. Arbeit ist Arbeit und Freizeit ist Freizeit.

Die Gen X (1965-1980) und noch mehr die Gen Y (1981-1994) weichten das ratzfatz auf (mit ihnen natürlich auch jene Babyboomer, die Schritt hielten). Arbeit und Freizeit vermischten sich immer mehr. Da stehen wir jetzt. Super, wenn einem die Arbeit Spaß macht (mir!), für viele aber unfassbarer Stress.

Den will die Gen Z nicht. Zu oft hat sie erlebt, wie die Mama neben dem Märchenbuchvorlesen Mails beantwortet hat. Deswegen grenzt sie sich so rigoros ab. Deswegen 4-Tage-Woche, Teilzeit als Lebensphilosophie, konsequentes Hinschmeißen, wenn im Job etwas nicht passt. Leben soll wieder Leben sein und Job wieder Job. Und Leben ist wichtiger.

Einfach nur ein Pendel, das zurückschlägt. Mit wokem, Safe-the-Planet- und digitalem Drall, das sind die kleinen Richtungsänderungen. Seht ihr, jetzt ist die Gen Z auf einmal nicht mehr kapriziös, sondern hat einfach nur aus den Fehlern ihrer Eltern gelernt.

Tristan, auf die Idee bin ich ganz allein gekommen. Kannst sie gern haben!

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