Auf der „Buch Wien“ ist mir ein Geschäftsmodell untergekommen, über das ich bis heute rätsle.
Auf der Buchmesse fiel mir der Stand eines Verlages auf. Während alle anderen Verlagsstände üppig mit Büchern bestückt waren, waren die Regale hier reichlich ausgedünnt. Es sah traurig aus, wie ein Gebiss mit großen Zahnlücken und nur einzelnen Zähnen dazwischen.
„Habt ihr da die Bücher eurer Autoren präsentiert?“, fragte ich eine Standbetreuerin.
„Ja“, antwortete sie.
„Warum so wenige?“, fragte ich.
„Die anderen sind schon verkauft“, sagte die Dame stolz.
„Warum füllt ihr die Regale nicht auf?“
Da erklärte sie mir folgendes: Von Autoren dieses Verlages, die bereit waren, je 150 Euro auf den Tisch zu legen, nahm der Verlag exakt fünf Bücher plus ein unverkäufliches Ansichtsexemplar auf die Messe mit. Mehr konnten oder wollten die Standbetreuerinnen nicht tragen.
„Wie viel Tantiemen bekommt ein Autor pro Buch?“, fragte ich.
„Zwischen 2 und 4 Euro“, antwortete sie Dame.
Seither rätsle ich. Wie soll sich das für die Autoren rechnen? 150 Euro Kosten für maximal 20 Euro Tantiemen?
„Aber die Werbewirkung!“, wandte die Dame entrüstet ein.
Ich starrte auf den nackten Zahnlückenstand, bedankte mich freundlich und schlenderte weiter. Auch so kann ein Verlag seine Messekosten finanzieren.