Neulich, in diesem ultracoolen italienischen Luxuskasten. Ein Verlag hatte mich hingeschickt, ich sollte checken, ob in der Hotelanlage wirklich alles Gold ist was glänzt. Ein bisschen an der Oberfläche kratzen halt.

Doch wie das so ist, wenn Journalisten kommen: Alles war perfekt. Der Eigentümer begrüßte mich aufs Allerherzlichste, der General Manager dinierte jeden Abend mit mir, erzählte mir brühwarm, wen er heute wieder für sein Haus gewonnen hatte, mal diesen Sternekoch, mal jenen landesweit bekannten Sommelier. Das Konzept war neu, genial und lückenlos durchdacht. Ich spürte wohl, dass etwas nicht stimmte, aber ich wusste nicht was.

Bis ich diese entzückende Mitarbeiterin traf. Sie war einfach nur froh, dass ihr endlich jemand zuhörte. „Die Manager“, so nannte sie sie, wie eine gesichtslose Masse, “die Manager” also engagierten ständig neue Manger. Die kamen an, wussten alles besser, rissen das Bestehende nieder, ihre Ideen klappten nicht, nach ein, zwei Monaten verschwanden sie wieder. Woanders mochten ihre Ideen passen, hier passten sie nicht. Die Mitarbeiter zogen den Karren weiter, bis ihnen “die Manager“ die nächsten neuen Manager vor die Nase setzten. Oder bis sie selbst ein besseres Angebot bekamen. Es knirschte nur so vor Reibungsverlusten. 

Am Abend, als mich der General wieder beim Captain’s Dinner beglückte, lobte ich die perfekte Ausrichtung des Hauses zum Gast hin. Dann fragte ich ganz harmlos, was man denn in Richtung Mitarbeiter täte. Er listete eine Menge Trainings, alle fachlich und höchst ehrenwert. Aber nix Leadership, nix Onboarding, nix Teambuilding, nix Streamlining, nix Silos einreißen.

Da wusste ich, was schieflief.

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