Heute geht es um Ethik, aber mit diesem Titel hätten Sie nicht weitergelesen. Für Aristoteles war Ethik die „Lehre vom guten Auskommen miteinander“. Das kann man auslegen, wie man will. Ende der 2000er meinte man gutes Auskommen mit den Geldgebern, den Shareholdern, der Bank. Du gibst mir Geld, ich vermehre es. Und Profit geht über alles (da war man nicht zimperlich). Das hieß dann „Nützlichkeitsethik“.  

Ein paar Korruptionsskandale später (Lehman!) schaltete sich der Staat ein. Seither erschlägt er Betriebe mit tonnenschweren Gesetzen und Compliance-Regeln. Anständig sein hieß ab den Nuller-Jahren: Ich darf Gewinn machen, zahle brav Steuern (die Registrierkasse!) und folge auch sonst den Regeln. Das ist die „Pflichtethik“.

Blöd nur, dass nun die Mitarbeitenden aufmuckten. Wer will schon für einen Patriarchen/Despoten/Sklaventreiber *hier Beliebiges einsetzen* arbeiten? Also wandelte sich das Shareholder- zum Stakeholder-Value. Ethisch hieß weitere zehn Jahre später, Gewinn machen zu dürfen, Gesetze einzuhalten und anständig zu Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten zu sein. Das ist die „Tugendethik“.

Eh gut, aber jetzt dringen Klimawandel und soziale Ungerechtigkeit ins kollektive Bewusstsein. Also, neu, on top auf alles Bisherige heißt ethisch sein jetzt: Ich denke bei jeder – wirklich jeder – Handlung auch an kommende Generationen. Schaden denen meine Taten, ganz gleich, ob sie Mensch, Tier, Pflanze, Boden, Wasser, Luft oder wem auch immer schaden, lasse ich sie sein. Das ist die „Zukunftsethik“. Da stehen wir gerade. Aber ganz ehrlich: In Generationen denken, das konnten Familienbetriebe schon immer.

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