Dieser Artikel erschien Anfang Juni in der gedruckten “ÖGZ” und online in der Gast.at. Weil Print- und Onlinetext nicht ganz übereinstimmen, hier ist der Link zum Vergleich:
Leiden Sie unter Kontroll-Bias? | gast.at


Sie meinen, stets logisch und rational zu handeln? Irrtum. Meist gehen Sie einem „Bias“ auf den Leim, einer systematischen Denkverzerrung.

Angenommen, Sie wollen weg von Ihrem alten Reservierungsbuch und stattdessen eine schöne Digitallösung. Schon unterliegen Sie dem „Kontroll-Bias“, der Illusion, Ihr Verstand leite Sie. Sie haben keine Ahnung, was Sie wirklich lenkt.

Etwa der „Rückschau-Bias“. Im Rückblick haben Sie vieles richtig gemacht. Sie blenden aber Blut, Schweiß und Tränen auf dem Weg dorthin aus. Übrig bleibt nur der Eindruck Ihrer eigenen Genialität. Bloß dass der ein schlechter Berater ist.

Vielleicht schauen Sie sich ab, was im Nachbarrestaurant funktioniert. Das wird doch auch bei Ihnen klappen? Das ist der „Mitläufer-Bias“. Denn der Nachbar tickt ganz anders, deshalb wird es bei Ihnen schiefgehen.

Ihre Mitarbeitenden wiederum erinnern sich, dass schon das letzte Projekt grandios scheiterte. Hier schlägt der „Negativitäts-Bias“ zu. Was einmal schiefging, wird wieder schiefgehen. Motivation schaut anders aus.

Inzwischen haben Sie viel Geld in das Projekt gesteckt. Zu viel, ein Zurück wäre ein Gesichtsverlust. Also stecken Sie noch mehr hinein. Das ist der „Bias der versenkten Kosten“. Mehr Geld macht falsche Entscheidungen auch nicht besser.

Oh weh, Totalverlust. Jetzt müssen Sie Ihr zartes Ego schützen. Indem Sie den Misserfolg anderen (dem Nachbarn?) in die Schuhe schieben. Mit einem Erfolg hätten Sie natürlich die Illusion Ihrer eigenen Genialität genährt. Das ist der letzte, der „Selbstwert-Bias“. Er bewirkt, dass wir nie aus unseren Fehlern lernen.

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