Sobald ich diese Kolumne online auf www.gast.at finde, liefere ich den Link nach. Hier ist erst mal mein Originaltext.

Es war wieder mal stressig in der Küche. Der Chef brüllte Befehle, die Köche stöhnten. Dann wurde er auch noch ausfallend, blaffte Sätze in Richtung eines Kochs, die wir hier nicht wiedergeben wollen. Sie sind nicht jugendfrei.

Was tat der Koch? Er versalzte die Suppe. Nicht mit Absicht natürlich. Ungenießbar war sie trotzdem.

Hier geht es nicht darum, was nötig war, um die Gäste wieder zu beruhigen. Sondern um den Auslöser der Misere. Der Chef sollte wissen, was er in jedem (auch unbeteiligten!) Anwesenden mit seiner Wuttirade auslöst: Zorn, Frustration, Demütigung – und Rachedurst. So dachte man lange. Was außer Rache sollte den Koch antreiben, die Suppe zu versalzen? Falsch.

Ein kanadisches Team wühlte sich durch tausende Studien. Und fand heraus, dass kontraproduktives Verhalten nur einem Zweck dienst: dem Abbau von Stress. Zwar vergrößerte die versalzene Suppe den Stress nur, aber das Unbewusste denkt nun mal nicht logisch. Es braucht ein Ventil. Sofort.

Wenn wir nun wissen, dass Führungsfehler in kontraproduktivem Stressabbau münden, was können wir tun? Erstens, jemand aus der Truppe bremste den Chef sofort. „Chef, das ging jetzt zu weit.“ Das kostet Mut, gibt dem Koch aber das Gefühl sozialer Einbettung. Vielleicht versalzt er die Suppe dann nicht.

Zweitens, und das ist der bessere Weg, will sich der Chef nicht bald auf die Suche nach einem neuen Koch machen: Er entschuldigt sich zeitnah. „Tut mir leid, es ging mit mir durch. War nicht so gemeint.“ Das hat noch einen Vorteil: Es erspart ihm die Rechtfertigung vor dem Rest der Truppe. Und jede Menge Fluktuation.

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